Die Dame mit dem Schleier (die Frau des Künstlers), Alexander Roslin (1768)
Die Frau auf dem Porträt ist teilweise durch einen schwarzen Seidenschleier verdeckt. Unter dem Schleier ist sie für einen besonderen Anlass in weiße Spitze und rosa Seide gekleidet. Im 18. Jahrhundert war das Theater ein wichtiger Bestandteil des Lebens der Oberschicht. Sich zu verkleiden, sich zu verstellen und dramatische Rollen zu spielen, war ein gängiger Zeitvertreib. Die Dame mit dem Schleier zeigt, wie man sich à la bolonaise - im Stil von Bologna - verkleiden konnte.
Die Frau lächelt verführerisch und scheint doch geheimnisvoll bleiben zu wollen. Sie zeigt nur einen Teil von sich. Es gibt viele anonyme Frauenporträts in Sammlungen in aller Welt. Oft waren sie Teil eines Paares von Porträts von Mann und Frau - so genannte Pendant-Porträts. Es ist nicht ungewöhnlich, dass solche Porträts im Laufe der Jahre voneinander getrennt wurden. Und da der Einfluss der Frauen in der Kunstgeschichtsschreibung unterschätzt wurde, sind ihre Namen und Identitäten oft in Vergessenheit geraten. Aus diesem Grund tragen viele von Roslins Porträts heute den Titel "Unbekannte Frau". Doch die Frau mit dem Schleier gehört nicht zu diesen vergessenen Frauen. Denn sie war die Frau von Alexander Roslin: die französische Porträtmalerin Marie Suzanne Giroust.
