Alfred Sisley, Trocknende Netze, 1872 von Atelier Liesjes

Sisley, dessen Eltern Briten waren, wuchs in Paris auf und lernte 1862 in der Kunstschule Renoir und Monet kennen. Heute sind nur wenige Werke Sisleys aus den 1860er Jahren bekannt, da der Künstler beim Einmarsch der preußischen Truppen in Frankreich 1870 fast alles verlor. Netze ist eines der frühesten Gemälde des Impressionismus. Es gehört zu einer kleinen Gruppe von Landschaften, die Anfang 1872 in Villeneuve-la-Garenne, einem Dorf an der Seine, nördlich von Paris, entstanden. Zu dieser Zeit hielt sich Sisley im Haus von Monet auf, der sich nach dem Krieg in dem Flussdorf Argenteuil niedergelassen hatte. Monet machte Sisley mit dem einflussreichen Kunsthändler Paul Durand-Ruel bekannt, der ihm zwischen 1872 und 1873 neunundfünfzig Gemälde abkaufte, also fast sein gesamtes Werk, darunter auch "Trocknende Netze". Die Trocknenden Netze zeigen eine Brücke über die Seine zur Insel Saint-Denis, aber im Sinne der Landschaftstradition von Barbizon sind das Wetter und die alltäglichen Aktivitäten der einfachen Leute in dem Gemälde von größerer Bedeutung als der konkrete Ort. Die Flussszenen von Charles-François Daubigny zum Beispiel dienten Sisley, Monet und ihren Kollegen in den 1960er und 1970er Jahren als Vorbild, was Thema und Komposition angeht. Doch Sisleys Stil hat in den Trocknenden Netzen nichts Traditionelles an sich. Seine Pinselführung ist ganz und gar stenografisch, mit kurzen, ruckartigen Pinselstrichen, um das grasbewachsene Ufer darzustellen, und gleichmäßigeren, gestrichelten Pinselstrichen für die Texturen des Wassers und die wechselnde Atmosphäre. Der gewundene, schmale Weg, auf dem Sisley seine tragbare Staffelei aufstellte, lässt vermuten, dass er bei einem Spaziergang am Fluss zufällig auf die Szene stieß.

Alfred Sisley (Paris, 30. Oktober 1839 - Moret-sur-Loing, 29. Januar 1899) war ein britischer Maler des Impressionismus, der hauptsächlich in Frankreich lebte und arbeitete.